Der Personalmangel in der Pflege ist akut

Derzeit sind zehntausend Stellen unbesetzt und bis 2030 werden 65’000 zusätzliche Pflegende benötigt. Damit es künftig genügend Pflegende gibt, braucht es mehr Berufs- und Quereinsteiger*innen. Denn heute wird in der
Schweiz nur etwa die Hälfte des jährlichen Personalbedarfs ausgebildet. Die Ausbildungsversäumnisse können nicht beliebig durch ausländische Fachpersonen aufgefangen werden – auch andere Länder spüren mittlerweile einen Fachkräftemangel und bemühen sich darum, für Pflegefachpersonen attraktiver zu werden. Die Folge: Der Zustrom an ausländischen Pflegefachkräften ist bereits heute rückläufig.

Dank der Pflegeinitiative können Aus- und Weiterbildungen in der Pflege zukünftig vom Bund und Kantonen finanziell unterstützt werden – so kann die Zahl der Berufseinsteiger*innen rasch erhöht werden. Die Initiative hebt endlich auch den Ausbildungslohn in der Pflege an –
derzeit liegt er in vielen Fällen unter 1’500 Franken. Werden die Rahmenbedingungen verbessert, so werden die Pflegeberufe zu einer attraktiven Option für Quereinsteiger*innen mit anderweitiger Arbeits- und Lebenserfahrung.

Der (indirekte) Gegenvorschlag des Parlaments sieht ebenfalls eine Ausbildungsoffensive
vor. Er beinhaltet jedoch keine Massnahmen, um die zusätzlich ausgebildeten Personen anschliessend auch im Beruf zu halten. Aus diesem Grund ziehen die GRÜNEN die Initiative dem Gegenvorschlag vor.

Pflegefachpersonal länger im Beruf halten

Fast die Hälfte des ausgebildeten Pflegefachpersonals steigt noch während des Erwerbslebens aus dem Beruf aus. Um den Pflegenotstand zu beheben, reicht es also nicht, einfach mehr Pflegepersonal auszubilden. Es müssen auch die Rahmenbedingungen in den Pflegeberufen verbessert werden, damit die Fachkräfte in ihrem Beruf bleiben. Dazu gehört einerseits eine höhere Entlöhnung, denn im Verhältnis zum Durchschnittslohn verdienen
Pflegefachkräfte in kaum einem anderen Land weniger als in der Schweiz.

Neben dem Lohn müssen auch die übrigen Arbeitsbedingungen verbessert werden: Heute arbeiten in der Pflege zu ca. 90% Frauen und ein Drittel aller Berufsaussteiger*innen ist jünger als 35 Jahre. Damit diese Fachkräfte zukünftig länger im Beruf bleiben – und auch nach der Geburt ihrer Kinder nicht aussteigen – sind sie auf familienfreundliche Strukturen wie z.B. eine verlässliche Zeit- und Dienstplanung angewiesen.

Die Pflegeinitiative macht genau das: Sie steigert die Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben. Auf diese Weise senkt sie einerseits die Zahl der Berufsaustritte und ermöglicht es andererseits jungen Eltern, nach der Geburt
des Kindes auch wieder in den Pflegeberuf zurückzukehren.

Mehr Qualität der Pflege und Sicherheit der Patient*innen

Die Corona-Pandemie hat schonungslos aufgezeigt, was eigentlich schon lange bekannt ist: Die Sicherheit der Patient*innen und die Qualität der Pflege hängen wesentlich davon ab, wie viele Patient*innen eine einzige Pflegefachperson betreuen muss. Wenn zum Beispiel in
Pflegeheimen genügend ausgebildetes Personal zur Verfügung steht, kann dieses auf Verschlechterungen des gesundheitlichen Zustands frühzeitig reagieren. Komplikationen und Spitaleintritte können so vermieden werden. Dank der Pflegeinitiative stehen zukünftig genügend diplomierte Pflegefachpersonen für die
Betreuung der Patient*innen zur Verfügung. Das Verhältnis von Patient*innen zu Pflegefachperson kann so zugunsten der Patientensicherheit verbessert werden.