Bis 2040 könne die IBC (Industrielle Betriebe Chur) die Stadt Chur zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgen. Das schrieb der Stadtrat 2019 in seiner Antwort zum Auftrag der GRÜNEN, die eine Anpassung der IBC-Eigentümerstrategie an die Klimaziele forderten. Im Masterplan Energie Chur 2040 konkretisierte die IBC, wie die Stadt dank thermischen Wärmenetzen CO2-frei mit Wärme versorgt werden kann. Der Ausbau sei jedoch mit hohen Investitionen verbunden.

Der Ukrainekrieg und die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland haben die Dringlichkeit jedoch erhöht. In Chur wird zu gut 70 Prozent mit Gas und Öl geheizt. Der Handlungsbedarf ist gross. Die IBC will rasch in den Ausbau der Wärmenetze investieren. Der Gemeinderat hat darum kürzlich einen Rahmenkredit von 80 Mio. Franken beschlossen. Insgesamt will die IBC 300 Mio. investieren. Chur kann damit eine Vorreiterrolle übernehmen.

Weg vom Gas hin zu erneuerbarer Wärme

Chur investiert seit mehreren Jahren in erneuerbare Wärmenetze. Vor 10 Jahren wurde die Fernwärmeleitung zur KVA in Trimmis gebaut, die Hochtemperatur-Wärme liefert. Nun will die IBC auch die Rückwärme mit niedrigen Temperaturen nutzen. Stark ausgebaut werden auch die Netze mit Wärme aus der ARA und aus Grundwasser. In einzelnen Quartieren sollen zudem Wärmekraftkoppelungszentralen entstehen, die Wärme und Strom produzieren. Noch wird hier vor allem auf Biogas gesetzt. Effizienter wäre es jedoch, weiteres brachliegendes Abwärmepotential zu nutzen.  

Abwärme wird heute im Rhein vernichtet

An Abwärme fehlt es im Churer Rheintal nicht. In Domat/Ems produziert das grösste Biomassekraftwerk der Schweiz Unmengen an Abwärme. Ein Grossteil dieser Abwärme fliesst heute ungenutzt in den Rhein. Dafür gibt es mehrere Gründe. Die Investitionen in eine Fernwärmeleitung wären gross. Zudem läuft der Baurechtsvertrag mit der Ems-Chemie 2030 ab. Aus diesen Gründen will die Stadt Chur nichts von dieser Abwärme wissen.

Mit einem Vorstoss im Grossen Rat wollen die GRÜNEN darum vom Kanton wissen, wie er sich finanziell am Bau der Fernwärmeleitung beteiligten kann und wie er sich bei den Verhandlungen für die Ablösung des Baurechts engagieren wird. Der Kanton muss hier Investitionssicherheit schaffen.

Chur will aber nicht darauf warten und macht vorwärts. Mit einem JA zum Kredit ermöglichen die Churerinnen und Churer, dass die IBC rasch eine CO2-freie Wärmeversorgung sicherstellen kann, ganz ohne russische Gasabhängigkeit.