2.9.2022: Die Qualitätsstrategie und der Selbstversorgungsgrad
Nicolas Zogg vom JA-Komitee für die Massentierhaltungsinitiative ist überzeugt: Die Initiative ermöglicht den Bauern, faire und existenzsichernde Preise für nachhaltige Produkte zu erzielen.
Weniger industrielle Massenproduktion bedeuten weniger Massenware, höhere Qualität und höhere Preise. Dies entspricht der notwendigen Qualitätsstrategie, die auch von Landwirtschaftsverbänden und Bund immer wieder propagiert wird. Der aktuelle Preisdruck führt zu immer weniger und dafür grösseren Betrieben mit intensiverer Produktion – genau was nicht nachhaltig ist und das massive Hofsterben bedeutet.
Weniger ist mehr
Die Initiative ermöglicht den Bauern, faire und existenzsichernde Preise für nachhaltige Produkte zu erzielen. Aktuell werden die meisten Umweltkosten nicht in die Produkte eingespeist, was zu verzerrten Marktpreisen führt. Notwendig für eine zukunftsfähige Landwirtschaft ist, dass das Preis- und Qualitätsniveau angehoben werden. Absatzprobleme sind keine zu erwarten – vielmehr wird sich der Markt auch bei einer geringeren, dafür ökologischen und tiergerechten Produktion rasch einpendeln.
Die Schweizer Landwirtschaft ist sehr einseitig auf die Produktion von tierischen Produkten und hohen Kalorienzahlen ausgerichtet. Dies ist nur möglich mit dem massiven Einsatz und grösstenteils Import von Düngemitteln, Pestiziden und Energie. Der Brutto- Selbstversorgungsgrad liegt bei etwa 60 %. Ein Viertel der Tierproduktion basiert auf importierten Futtermitteln (jährlich 1.4 Millionen Tonnen, was fast der gesamten Produktion der inländischen Ackerfläche entspricht). Damit sinkt der Netto-Selbstversorgungsgrad auf 50 %. Bei tierischen Nahrungsmitteln ist der Wert hoch (Milchprodukte 115 %, Fleisch 80 %), bei Pflanzenprodukten eher tief (40 %).
Die Schweiz hat nur sehr begrenzt Ackerland zur Verfügung (ca. 270’000 ha). Auf fast der Hälfte dieses Ackerlandes wird Futtergetreide und Silomais angebaut und den Tieren verfüttert. Für ein Kilo Rindfleisch werden z.B. über 6 kg Getreide benötigt. Unter Fachleuten ist längst klar: Feed no Food – hochwertige Nahrungsmittel an Tiere zu verfüttern ist ökologisch unsinnig und schwächt die Selbstversorgung. Stattdessen braucht es eine möglichst standortgerechte Landwirtschaft. Eine zukunftsfähige Landwirtschaft braucht mehr Pflanzenprodukte und weniger Tierprodukte.