Jagdgesetz abgelehnt: Wird nun differenziert?
26.10.2020: Mit 51.9% Nein- zu 48% Ja-Stimmen fiel das Ergebnis des Jagdgesetz-Referendums knapp in unserem Sinne aus. Ein Blick auf die Abstimmmungskarte zeigt: Je urbaner und weniger landwirtschaftlich eine Gemeinde geprägt ist, desto eher wurde «Nein» gestimmt.
Vorab die Alpenkantone haben dem Jagdgesetz sehr deutlich zugestimmt, allen voran das Wallis (68.6% Ja), gefolgt von Graubünden (67.3% Ja). Der Blick auf die Bündner Gemeindeergebnisse zeigt ähnliche Unterschiede. Es gibt einige Gemeinden mit knappen Ja-Mehrheiten. Sie liegen in den städtischeren Gebieten des Churer Rheintals, im Oberengadin und Misox. Wie gehen wir nun damit um?
Projekt der CIPRA in Arbeit
Bei der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA mit Sitz in Schaan ist ein Projekt in Arbeit, das eruieren will, was beim Umgang des Menschen mit dem Wolf verbessert werden kann. In einem ersten Schritt wurden in über
30 Interviews im ganzen Alpenraum Ansichten und Erfahrungen zusammengetragen. Erste Einsichten sind so
einfach wie wichtig: Es gilt den Wolf sowohl zu ent-romantisieren wie auch zu ent-dämonisieren.
Böser oder guter Wolf?
Sie sind Raubtiere, sie fressen Wild und richten Schaden unter den Nutztieren an. Doch die Wölfe helfen auch der
Waldverjüngung. Sie sind hochgradig intelligente, in ihrem Rudelverhalten sozial differenzierte Tiere. Das fasziniert. Die Lage ist also nicht nur kompliziert, sie ist vertrackt. Hier gut – dort böse? Funktioniert nicht. Kommt hinzu, dass die
Wölfe nun wieder neben uns leben.
Differenzierung ist notwendig
Damit eine Koexistenz zwischen Grossraubtieren und menschlichen Nutzungen im Gelände gelingen kann, ist folglich sehr viel gegenseitiges Verständnis und ein gemeinsames Konzept der Alpenstaaten notwendig. Die Schweiz im Zentrum der Alpen kann proaktiv mitwirken. Sie soll im Inland weiterhin die Verantwortung für die Regulierung auf Bundesebene wahrnehmen, mit kluger Distanz zu den hitzigen Diskussionen vor Ort. Es gilt eine dynamische Balance zwischen Anpassungen bei der Land- und Alpwirtschaft, wie auch bei den Eingriffen in den Raubtierbestand zu finden. Dabei soll weder der Artenschutz noch die Alpwirtschaft in Frage gestellt werden. Nur die vermeintlichen Gewissheiten, die taugen nicht.