Graubünden produziert jährlich rund 8.5 Terawattstunden (TWh)
Strom. Das sind knapp 15 Prozent des schweizerischen Bedarfs. Der Grossteil stammt aus Wasserkraft. Sonnen- und Windenergie sind bisher vernachlässigbar. Und in Zukunft? Das verrät uns der Richtplan Energie, welcher letztes Jahr öffentlich auflag.

Massiver Ausbau der Wasserkraft

Die Wasserkraft ist heute praktisch vollständig ausgebaut. In Graubünden sind alle grossen Talflüsse durch die Wasserkraft genutzt und beeinträchtigt. Kein Wunder, gehören die Gewässer zu den am stärksten bedrohten und belasteten Ökosystemen in Graubünden
und der Schweiz. Trotzdem sieht der Richtplan einen massiven Ausbau
der Wasserkraft vor. Dazu gehören auch alte, bereits abgelehnte Projekte wie die Überleitung des Glenners aus dem Lugnez in den Zervreilasee oder die Überstauung der abgeschiedenen
alpinen Schwemmebenen im unerschlossenen Val Curciusa. Beide und
viele weitere Projekte sind mit dem Mantelerlass wieder möglich.

Die Solarenergie kann auf Dächern naturfreundlich ausgebaut werden. Das Potenzial ist riesig. Dazu kommen Flächen über Parkplätzen, Autobahnen oder Zugstrecken. Der Richtplan sieht löblicherweise vor, dass Solarstrom prioritär auf bestehender Infrastruktur und nur in Ausnahmefällen in stark vorbelasteten Gebieten auf Freiflächen produziert werden soll. Wie diese Ziele jedoch erreicht werden sollen,
lässt der Richtplan offen. Um die Windziele des Richtplans zu erreichen, sind zwischen 50 und 150 Windräder wie sie bei Haldenstein stehen, notwendig. Der Kanton sieht dafür 25 Gebiete mit einer Fläche von rund 185 km2 vor. Je nach Standort weisen diese ein grosses Schadenspotenzial für Vögel und Fledermäuse auf. Nicht zu sprechen
vom landschaftlichen Einfluss in unserem stark vom Tourismus abhängigen Kanton.

Für eine naturverträgliche Energiewende

Eigentlich wäre es relativ einfach. Die Wissenschaft sagt immer wieder, dass nur Massnahmen umgesetzt werden sollen, welche die Klima- und die Biodiversitätskrise gleichzeitig lösen, oder solche, welche die jeweils andere Krise nicht verstärken. Als erstes muss der Umwelt zuliebe die unglaubliche Verschwendung an Energie gestoppt werden. Wir verschwenden rund ein Drittel unserer Energie, z.B. in schlecht
isolierten Häusern oder mit Elektroheizungen. Der Ausbau
der erneuerbaren Energien muss als zweites vor allem durch Solarenergie auf bestehender Infrastruktur geschehen. Es ist
dringend geboten, dass das auch die Regierung einsieht und nicht blindwütig dem problematischen Mantelerlass entgegeneilt.