Wolfsabschüsse: Rösti giesst Öl ins Feuer
Im vergangenen Winter sind fast fünfzig Wölfe abgeschossen worden. Das Bundesamt erteilte eine Abschussbewilligung für insgesamt 73 Tiere bei einem Gesamtbestand von etwas über 300 Wölfen. Im Ostgrün-Land sind die Kantone Graubünden, St.Gallen und Glarus betroffen. Die GRÜNEN reagieren dezidiert.
Beim Abschuss von Wölfen ist der Bundesrat weit davon entfernt, das
Jagdgesetz pragmatisch umzusetzen. Albert Rösti zieht Populismus wissenschaftlichen Erkenntnissen vor. Auf Initiative von Albert Rösti verabschiedete der Bundesrat per 1. November 2023 eine Ausführungs-verordnung, die besagt, dass 60 bis 70 Prozent der Wolfspopulation durch präventive Abschüsse ganzer Rudel ausgerottet werden können. Entgegen üblichen Gepflogenheiten gab es kein ordentliches Vernehmlassungsverfahren.
Darüber hinaus ist die Festlegung von fünf Regionen sowie die Anzahl von zwölf Rudeln, um das Überleben der Wölfe in unserem Land zu sichern, willkürlich und entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Es widerspricht auch den Vorgaben, die der Bundesrat selbst bisher vorgelegt hat und bei denen er sich auf Fachleute abgestützt hat. Demnach liegt die untere Schwelle für eine stabile Population bei mindestens 20 Rudeln.
Wolfsrisse nehmen ab
Das Hauptargument für den Abschuss von Wolfsrudeln ist, dass die Zunahme der Wolfspräsenz mit einer Zunahme der Raubtierangriffe einhergehe. Im Jahr 2023 stieg die Zahl der Wölfe zwar an, aber die Zahl der Übergriffe ging dennoch um 30 Prozent zurück. Das zeigt, dass die schrittweise Einführung eines echten Herdenschutzes erfolgreich ist. Der Abschuss ganzer Rudel wird negative Konsequenzen zeigen: Wölfe, die durch die Auflösung ihres Rudels zu Einzelgängern geworden sind, verursachen verhältnismässig mehr Schaden als Wölfe, die in etablierten
Rudeln leben.
GRÜNE fordern Nachbesserungen
Die GRÜNEN Graubünden fordern in einem Positionspapier und einem
Auftrag im Grossen Rat einen pragmatischen Umgang mit dem Wolf, mehr Toleranz gegenüber der Land- und Alpwirtschaft sowie einen starken Herdenschutz. Sie betonen, dass Wölfe, die Wildbestände regulieren, sich besser verteilen und deshalb gut für die Waldverjüngung sind. Im Kanton Graubünden sind diesen Winter zwanzig (von 31 bewilligten) Wölfe abgeschossen worden.
Die GRÜNEN Glarus wollen in einer Interpellation genaue Zahlen über Anzahl und Art der Wolfsrisse erfahren. Im Kanton gibt es nicht einmal einzelbetriebliche Herdenschutzkonzepte. Aktuell leben zwei Rudel im Kanton. Das heisst, dass in diesem Winter kein Rudel geschossen werden konnte, im nächsten Herbst wohl bestenfalls ein zusätzliches Jungtier.
Im Kanton St.Gallen sind diesen Winter zwei von acht (ein ganzes Rudel)
bewilligten Abschüssen erfolgt. Die GRÜNEN St.Gallen fordern ein nachhaltiges Wolfsmanagement, das auf Regulierung statt auf Liquidierung der Wolfspopulation setzt. Dazu braucht es auch eine Optimierung des Herdenschutzes.
Kurt Egger, Alt-Nationalrat GRÜNE TG