Zum Richtplan Energie

Graubünden produziert pro Jahr ca. 8.5 Terrawattstunden (TWh) an elektrischer Energie.

Eine TWh deckt den jährlichen Stromverbrauch von ca. 200’000 bis 550’000 typischen Haushalten in der Schweiz, was den Kanton überversorgt. Der Grossteil des Stroms wird aus Wasserkraft gewonnen, während Solar- und Windenergie vernachlässigbar sind (siehe unten Abb. 1). In Graubünden wird heute rund ein Fünftel des Stroms aus Wasserkraft der ganzen Schweiz produziert.

Das soll sich noch drastisch verstärken, obwohl der Kanton bei der Wasserkraftnutzung bereits ans Limit gegangen ist. Fatalerweise fokussiert nun die Regierung des Kantons Graubünden in ihrem Richtplan Energie auf den Ausbau genau dieser Stromproduktionsart, statt die viel umwelt- und landschaftsfreundlichere Photovoltaik innerhalb des besiedelten Gebietes in den Vordergrund zu stellen.

Wir rufen daher die Regierung auf, sich den Stromproduktionsmöglichkeiten des 21. Jahrhunderts anzupassen und zudem die Energie-Effizienz voranzutreiben.

Die Bevölkerung rufen wir auf, sich im bis zum 30. Juni 2023 laufenden Vernehmlassungsverfahren selbst einzubringen und sich zu den im Richtplan in ihren Gemeinden vorgesehenen Energieproduktionsanlagen zu äussern.

Zur laufenden nationalen Stromdebatte

In der Debatte zum Mantelerlass haben die beiden Bündner Ständeräte am 1. Juni 2023 auch eine erschreckend limitierte, auf die Stromproduktion und ihre eigenen Interessen fokussierte Sichtweise eingenommen und sich gegen eine Balance von Stromproduktion und Erhalt der Biodiversität sowie der Landschaftswerte gestellt.

Es gilt ihnen hier darum in aller Klarheit zu vermitteln, dass sie nicht nur der nationalen Stromversorgung und dem Spitzenstromexport sowie den damit einhergehenden finanziellen Interessen des Kantons zu dienen haben. Genauso gilt es, die fragilen Ökosysteme im Alpenraum zu stärken und den Erhalt der Grundwasserströme, der Landwirtschaft und der Trinkwasserversorgung sicher zu stellen. Graubünden beherbergt auf alpinen Schwemmebenen, in wilden Hochtälern und an vielfältigen Flussauen einmalige, alpine Naturschätze, die nicht beeinträchtigt oder gar geopfert werden dürfen. Dafür ist die natürliche Dynamik der Alpenflüsse entscheidend. Sie gilt es wiederherzustellen und zu stärken.

Dafür setzen wir GRÜNEN in Graubünden uns mit aller Kraft ein – für eine Energiepolitik mit Rücksicht auf Graubünden, auf uns Menschen und unsere einmalige Natur.

Chur, 1. Juni 2023, Die Mitgliederversammlung der GRÜNEN Graubünden

Appell für Restwasser in der Val Cama – heute mit Restwasser Null © A. Mazzetta